Hi! Schön, dass du hier bist. Ich heiße Paul und ich bin Messdiener in der Bonifatiuskirche. Wenn du hier mal im Gottesdienst warst, hast du mich oder meine Kollegen bestimmt schon gesehen. Wir helfen dem Priester im Gottesdienst mit verschiedenen Handreichungen. Wir bringen Brot und Wein zum Altar und tragen Kerzen, manchmal auch das große Kreuz oder ein Weihrauchfässchen. Du erkennst uns an den weißen Messdienerkutten! Als Messdiener kenne ich mich gut aus in der Bonifatiuskirche, denn ich komme auch mal in Nebenräume und Abstellkammern. Ich weiß sogar, wo hier eine Statue mit meinem Namen steht! Wenn du magst, zeige ich dir jetzt die Kirche.
Kirche, was ist das?
Kirchen sind Versammlungshäuser für Menschen, die an Gott glauben. Die Gemeinde trifft sich hier am Wochenende und feiert gemeinsam Gottesdienst. In der Woche gibt es oft besondere Gottesdienste, zum Beispiel für Schulen. Auch Taufen und Hochzeiten finden hier statt. Wenn jemand gestorben ist, kommen seine Familie und Freunde hierher und erinnern sich an ihn. All das könnten die Menschen natürlich auch woanders machen. Aber ich finde, hier ist man nicht abgelenkt von anderen Sachen. Die Ruhe, der große Raum, die christlichen Symbole und Kunstwerke machen es besonders leicht, hier Gott zu begegnen.
Die Kirche fängt schon draußen an
Rund um die Kirche findest du drei Plätze, und jeder Platz hat seine Besonderheit. Der Platz an der Eintrachtstraße ist für viele Kirchenbesucher der Weg zum Eingang der Kirche. Nicht mehr Straße und noch nicht Kirchenraum – wenn du mit dem Auto zur Kirche kommst und zum Haupteingang möchtest, musst du ein paar Schritte laufen. Im Sommer geben die großen Bäume Schatten, und nachmittags trifft man dann hier Jugendgruppen beim Spielen. Besonders schön ist dieser Zugang zur Kirche bei Dunkelheit: Dann leuchten die Lichter aus der Kirche durch die matten Glasscheiben des großen Fensters, manchmal spielt auch schon die Orgel (wenn du zu spät kommst).
An diesem Platz wohnt auch unser Haustier! Kennst du das Gleichnis aus der Bibel vom Kamel, welches eher durch ein Nadelöhr kommt als ein Reicher in das Himmelreich? Jedes Kind aus unserem Kindergarten kennt diese Geschichte, weil viele von ihnen auf ihrem Weg zum Kindergarten am Kamel vorbeigehen. Wenn du nicht in unserem Kindergarten warst, dann suche doch mal an der Eintrachtstraße in der Mauer am Kirchplatz einen kleinen Torbogen. An dessen Innenseite findest du das Kamel, wie es sich durch ein kleines Tor zwängt! Das Kamel hat der Künstler besonders für die Kinder der Gemeinde angefertigt, auch deswegen ist der Tordurchgang so niedrig.
Die Sache mit dem Kamel
In der Bibel im Neuen Testament (Mk 10,23-27) steht aufgeschrieben, wie Jesus die Geschichte mit dem Kamel und dem Nadelöhr erzählt:
Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott, denn für Gott ist alles möglich.
Manche Fachleute streiten darüber, ob diese Stelle aus dem griechischen Originaltext richtig übersetzt wurde oder ob mit dem „Nadelöhr“ vielleicht ein kleines Tor in der Stadtmauer von Jerusalem gemeint war, durch das Kamele hoch beladen nicht hindurch gehen konnten. Die Bedeutung der Geschichte ändert das nicht. Warum sind seine Jünger wohl so erschrocken?
Der Platz an der Bonifatiusstraße ist von der Kirche, vom Gemeindehaus und vom Pfarrhaus umgeben. Wenn du von der Bonifatiusstraße durch den Torbogen kommst, triffst du auf diesem Platz eigentlich immer jemanden. Kinder spielen Fußball, die Besucher des Gemeindehauses kommen hier her, und beim Gemeindefest wird hier am längsten gefeiert. Manchmal findet hier auch ein Gottesdienst statt.
Vor dem großen Kirchenfenster steht etwas, was man eigentlich im Kirchturm erwartet: Eine große Glocke. Diese Glocke hat früher im Kirchturm gehangen und zusammen mit anderen Glocken geläutet. Im Krieg wurde die Bonifatiuskirche fast völlig zerstört und der Kirchturm war nachher nicht mehr stabil genug, die schwingenden Glocken zu tragen. Deshalb wurde eine der alten Glocken, die Agnes-Glocke, als Erinnerung an die alte Kirche und die Zerstörung im Krieg neben der Kirche aufgestellt.
Zum dritten Kirchplatz gelangt man über einen der beiden anderen Plätze. Dort liegt der Eingang zum Kindergarten, deshalb ist hier besonders morgens und mittags richtig viel los. Außerdem geht man von hier in den Pfarrgarten, den „vierten Kirchplatz“. Im Sommer spielen auf dieser Wiese viele Kinder- und Jugendgruppen aus der Gemeinde.
Komm herein!
Der Haupteingang der Kirche liegt versteckt unter einem offenen Dach zwischen Kirche und Pfarrhaus. Durch zwei schwere Holztüren kommen wir in den Vorraum der Kirche. Hier ist die Informationszentrale: Pfarrbriefe, gedruckte Predigten und viele Hefte liegen aus, und am schwarzen Brett werden sogar Wohnungen vermittelt.
Zwischen den Türen zum Kirchenraum steht ein Weihwasserbecken. In dem Becken ist das gleiche Wasser, mit dem auch Kinder getauft werden. Wenn du die Hand hinein tauchst und ein Kreuzzeichen machst, soll dich das an deine Taufe erinnern.
Hoch über dem Becken steht eine Statue des heiligen Bonifatius. Der Künstler Heinrich-Gerhard Bücker, der seit dem Bau der Kirche viele Kunstwerke und Einrichtungen hier gestaltet hat, hat sie kurz vor seinem Tod für unsere Kirche angefertigt.
Wer war eigentlich Bonifatius?
Bonifatius wurde ungefähr im Jahr 673 mit dem Namen Winfried in einer adeligen Familie in England geboren. Er wurde in Klöstern erzogen und im Alter von 30 Jahren zum Priester geweiht. Im Jahr 718 pilgerte er nach Rom und erhielt vom Papst den Auftrag, die germanischen Völker (auf dem Gebiet unter anderem der heutigen Länder Deutschland, Niederlande und Frankreich) mit dem christlichen Glauben bekannt zu machen. Der Papst gab ihm auch einen neuen Namen: Bonifatius. Viele Jahre zog Bonifatius zusammen mit Ordensleuten, Kriegern und Handwerkern durchs Land. Er erzählte den Menschen von Jesus Christus und ließ Kirchen und Klöster bauen. 746 ernannte der Papst Bonifatius zum Bischof von Mainz. Sieben Jahre später, im Alter von 80 Jahren, wurde Bonifatius auf einer Missionsreise zusammen mit 50 Begleitern beraubt und erschlagen. Begraben ist er im Dom in Fulda.
Der große Raum
Wenn ich in den Kirchenraum hinein gehe, denke ich immer wieder: Der Raum ist richtig groß! Ich habe mal nachgefragt: er ist 53 Meter lang und 21 Meter breit, in der Mitte ist der Raum 15 Meter hoch. Da passt unser ganzes Wohnhaus mit Dach und noch dem Garten hinein! Man kann durch den ganzen Raum sehen: keine Pfeiler oder Zwischenwände verstellen den Blick. Die Wände sind weiß gestrichen und zwei riesengroße Fenster lassen viel Licht hinein: der Raum ist deshalb sehr hell und gar nicht so dunkel wie in vielen älteren Kirchen. Wenn du jetzt nach vorne schaust, kannst du noch einen zweiten Raum erkennen. Dieser kleinere Raum ist mit dem Hauptraum durch eine Öffnung unter einem großen, gemauertem Bogen in der Seitenwand verbunden. Das Dach ist hier niedriger, aber durch die große Öffnung und durch ein eigenes großes Fenster in der Seitenwand ist dieser Raum ebenso hell wie das Hauptraum. Ganz vorne hat die Wand vom Hauptraum eine Besonderheit: Sie ist rund. Dieser Teil des Raumes heißt auch „Apsis“ und ist eine uralte Bauform: Fast alle großen Kirchenräume der Geschichte haben diesen runden Abschluss. Die große runde Wand erinnert mich immer etwas an ein Schiff, und tatsächlich sagen Fachleute zu den einzelnen Raumteilen in Kirchen auch „Hauptschiff“ oder „Seitenschiff“. Ich finde, das passt besonders gut zu unserer Kirche, denn die Holzdecke in der Kirche sieht aus wie ein umgedrehter Schiffsrumpf!
Immer für dich da: Die Kapelle
Die Bonifatiuskirche hat noch einen großen Raum: Die Kapelle. Wir gehen dorthin aus dem Seitenschiff oder über den Nebeneingang von der Eintrachtstraße. Die Kapelle ist ein Gebetsraum, der jeden Tag für Menschen geöffnet ist, die einfach mal zur Ruhe kommen, nachdenken oder ein Gebet sprechen wollen. Auch du bist hier willkommen!
Der brennende Dornbusch
Im Alten Testament der Bibel wird erzählt, wie Moses mit dem israelitischen Volk in Ägypten lebt. Die Israeliten waren dort zugewandert und bei den Ägyptern nicht beliebt, sie mussten als Sklaven hart arbeiten. Moses wurde von Gott ausgewählt, das israelitische Volk aus aus der Sklaverei in Ägypten hinauszuführen. Im brennenden Dornbusch trifft Moses auf Gott (EX. 3.1-6):
Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt der Dornbusch nicht? Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
Im weiteren Gespräch nennt Gott Moses seinen Namen: Jahwe, das heißt “Ich bin da“. Moses erhält auch genaue Anweisungen, wie er sein Volk aus Ägypten herausführen soll.
Der Dornbusch brennt und verbrennt doch nicht und kann so ewig weiter bestehen. Anders als für alle anderen Dinge in der Welt gibt es für ihn keine Zeit, kein Sterben. Viele Künstler haben deshalb den brennenden Dornbusch als Thema verwendet, um Gott in einem Bild darzustellen.
Was macht die Halle zur Kirche
Was unterscheidet eine Kirche von einer Sporthalle? In einer Sporthalle findest du Tore und Basketballkörbe, Turngeräte und Matten. Erst damit kann man die Sporthalle richtig nutzen. Auch in einer christlichen Kirche findest du Einrichtungen, die den Raum für Gottesdienste nutzbar machen.
Der Altar
Mitten im Raum, von allen Seiten gut sichtbar, steht ein großer Tisch aus Stein: der Altar. Damit ihn wirklich jeder gut sehen kann, ist der Raum um ihn herum um mehrere Stufen angehoben. Zum gleichen Zweck fällt auch der Fußboden im großen Kirchenraum von hinten bis zu den Altarstufen leicht ab, in der ersten Reihe sitzt man ungefähr 25 cm tiefer als in der letzten Reihe. Der Altar besteht aus drei Teilen: Der großen Tischplatte aus Kalkstein und zwei Füßen aus Sandstein. Zusammen sind die drei Teile fast 6 Tonnen schwer! Unter der Tischplatte ist ein kleiner Hohlraum im Boden, in den wurde bei der Einweihung der Kirche ein kleines Knochenstück des heiligen Bonifatius, des Namenspatrons der Kirche, hineingelegt. Am Altar steht im Gottesdienst der Priester, wenn er er Brot und Wein segnet, bevor es an die Gläubigen verteilt wird.
Der Tabernakel
Der Tabernakel ist in einer katholischen Kirche der Ort, an dem das geweihte Brot aufbewahrt wird. Wir glauben, dass uns Jesus in diesem Brot besonders nahe ist. Deshalb ist der Tabernakel nicht eine ein-fache Kiste, sondern besonders sorgfältig gestaltet. In der Bonifatiuskirche steht der Tabernakel in einer Wandöffnung zwischen der Kapelle und dem Seitenschiff. Er ist an dieser Stelle für betende Menschen in der ganzen Kirche und in der Kapelle gut sichtbar. Für das tragende Gerüst hat sich der Bildhauer einen Baum mit mehreren Ästen als Vorbild genommen. Die Äste tragen einen kleinen Schrank, der verschlossen werden kann. Auf den Schranktüren ist auf einer Scheibe aus Bergkristall eine schönes, vergoldetes Bild von einem Lamm, weil dieses Tier auch als Symbol für Jesus gilt. Neben dem Tabernakel brennt in einer roten Hülle fast immer eine Kerze – das „ewige Licht“ – als Hinweis darauf, dass Gott an diesem Ort für uns gegenwärtig ist.
Das Kreuz
Das wichtigste Symbol für unseren Glauben ist das Kreuz. Es erinnert uns daran, dass Jesus am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist. Dadurch hat er auch uns die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod gegeben. Dieses Symbol darf in keiner christ-lichen Kirche fehlen. Oft ist auf dem Kreuz der Körper von Jesus dargestellt als Zeichen für das große Opfer, welches Jesus mit seinem Tod gebracht hat. In der Bonifatiuskirche ist das Kreuz leer und mit 28 Halbedelsteinen festlich geschmückt, Jesu Sieg über den Tod wird so besonders betont. Das Kreuz ist nicht sehr groß und du musst schon genau hinsehen: Meistens ist es hinter dem Altar aufgestellt. Es ist aber an einer Tragestange befestigt und bei feierlichen Gottesdiensten tragen besonders große und starke Messdiener es vor dem Priester her in die Kirche.
Warum gerade so und nicht anders
Bei der Gestaltung von kirchlichen Kunstwerken und Gebäuden beziehen sich die Künstler oft auf Stellen aus der Bibel. Auch bei dem Kreuz in der Bonifatiuskirche ist das so: 12 der verwendeten 14 Arten von Edelsteinen finden sich in der Offenbarung des Johannes (Offb. 21,19-20). Dort werden sie als Grundsteine der Stadtmauer des neuen, himmlischen Jerusalem beschrieben. Die Edelsteine sind Jaspis, Saphir, Chalzedon, Smaragd, Sardonyx, Sardion, Chrysolith, Beryll, Topas, Chrysopras, Hyazinth und Amethyst. Ihre Zahl 12 bezieht sich wiederum auf die Zahl der Stämme des Volkes Israel, im Christentum werden den Edelsteinen dann die 12 Apostel Jesu zugeordnet. Beim Kreuz der Bonifatiuskirche hat die Künstlerin Hildegard Domizlaff zusätzlich noch Bergkristall und Rosenquarz verwendet.
Der Taufbrunnen
Der Taufbrunnen vor dem westlichen großen Fenster ist im Kirchenraum nicht zu übersehen: Vom Haupteingang läufst du direkt darauf zu. Ich bin hier auch getauft worden. Besonders schön bei einer Tauffeier an diesem Taufbrunnen ist immer das Gesicht von Kindern, die gebeten werden, den schweren Holzdeckel anzuheben: das geht nämlich ganz leicht! Drei Seile sind am Deckel des Taufbrunnens befestigt. Diese Seile werden über Rollen an der Decke umgelenkt und sind an einer Taube aus Metall befestigt, die über dem Taufbrunnen schwebt. Weil diese Taube genauso schwer ist wie der Deckel, lässt sich der Deckel leicht anheben und die Taube senkt sich dann herunter. Diese Bauweise ist für einen Taufbrunnen wohl einmalig. In der Gemeinde wird erzählt, dass in der Nacht vor der Einweihung der Kirche Herr Bücker, der sich diese Konstruktion ausgedacht hat, mit seinen Gehilfen den Mechanismus erst mal selbst ausprobiert hat, bevor er ihn dann der Gemeinde vorstellte. Die Ösen am Deckel des Beckens stellen Pfauen dar. Die galten früher als Symbol der Unschuld, eben so unschuldig wie neu geborene Kinder. Der Taufbrunnen erinnert mich immer an einen Dorfbrunnen, wie ich ihn mal im Urlaub gesehen habe. Die Gestaltung als Brunnen ist kein Zufall: früher wurden die Menschen bei der Taufe in einem Taufbrunnen ganz untergetaucht. Dafür ist unser Becken aber zu klein: Im steinernen Brunnen liegt unter dem Deckel ein Metallbecken, dort passen ungefähr zwei Eimer voll mit Wasser hinein. In jedem Jahr in der Osternacht wird dieses Wasser feierlich geweiht. Bei der Taufe bekommen heute die kleinen Kinder, manchmal auch Erwachsene, nur noch ein wenig geweihtes Wasser über den Kopf geschüttet. Die Taufe ist meistens der erste Kontakt eines Kindes mit der Kirche: stell-vertretend für das Kind bitten die Eltern um die Aufnahme in die Gemeinde. Später können die Kinder selbst bei der Erstkommunion und bei der Firmung diese Entscheidung bestätigen.
Der Kreuzweg
In vielen Kirchen gibt es Darstellungen der Leidensgeschichte von Jesus in Form eines Kreuzweges. Solch ein Kreuzweg hat meistens 14 Bilder und folgt damit einer Tradition aus Jerusalem. Dort gehen am Karfreitag – der Tag, an dem Jesus gestorben ist – viele Menschen über 14 Stationen den Weg, den auch Jesus von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung gegangen ist. Seit einigen Jahren hat auch die Bonifatiuskirche einen Kreuzweg, er hängt an der Rückwand des Seitenschiffs und muss von rechts nach links betrachtet werden. In 16 Reliefbildern sehen wir Jesus bei seiner Verurteilung, auf seinem Weg durch Jerusalem, bei seinen letzten Begegnungen mit Freunden bis zu seinem Tod am Kreuz und der Grablegung. In dieser Darstellung ist sein Weg aber mit dem Tod nicht zu Ende: In einer 15. Station wird seine erste Begegnung nach der Auferstehung mit den Jüngern in Emmaus gezeigt, und die 16. Station ganz links zeigt ihn an seinem Platz im Himmel.
Die Orgel
Das größte Einrichtungsstück in der Bonifatiuskirche ist die Orgel. Seit vielen hundert Jahren stehen in Kirchenräumen Orgeln, weil sie von einer Person zu spielen und trotzdem so laut sind, dass sie auch in einer großen und vollen Kirche für alle gut zu hören sind. Viele berühmte Komponisten haben extra Musikstücke für Orgeln geschrieben. Die Orgel in der Bonifatiuskirche wurde im Jahr 1972 gebaut und zuletzt 2011 gründlich überholt. Am auffälligsten sind die insgesamt 1916 Metall- und Holzpfeifen, die in der Apsis auf einer tragenden Betonplatte hoch an der Wand aufgestellt sind. Die Reihen, in denen mehrere Pfeifen gleicher Bauart und gleicher Klangfarbe zusammenfasst sind, nennt man Register. Wie kleine Pfeifen, die mit dem Mund geblasen werden, werden auch diese großen Pfeifen mit einem Luftstrom zum Klingen gebracht. Dazu gibt es hinter den Orgelpfeifen ein elektrisch betriebenes Gebläse. Zu jeder Orgelpfeife gehört kleines Ventil, welches vom Spieltisch aus gesteuert wird. Der weiße Spieltisch steht ganz unauffällig auf der anderen Seite der Apsis. In der Bonifatiuskirche hat der Spieltisch drei Tastenreihen für die Hände (Manuale) und eine für die Füße (Pedal). Die Orgel kannst du in fast jedem Gottesdienst hören, sie begleitet meist die gesungenen Lieder der Gemeinde. Ab und zu gibt es in der Bonifatiuskirche auch Konzerte nur mit Orgelmusik.
Außerdem…
Auch wenn die Kirche nicht vollgestellt aussieht: es gibt noch mehr „Einrichtung“. Als erstes fallen die Sitzbänke auf. Im Haupt- und im Seitenschiff gibt es Bänke für ungefähr 500 Besucher. Die Bänke sind, wie auch Stühle, Kerzenleuchter und einige andere Dinge nicht einfach im Kaufhaus gekauft, sondern extra für die Bonifatiuskirche angefertigt worden, damit alles besonders gut zueinander passt.
Und natürlich gibt es Kerzen! Die größte Kerze ist die Osterkerze, Sie wird jedes Jahr in der Osternacht erneuert. Sie steht auf einem Kerzen-ständer, der aus einer Säule der alten Bonifatiuskirche gemacht wurde.
Ab Weihnachten steht in der Kirche für einige Wochen immer eine Krippe. Mit Figuren, Holz, Tannenzweigen und Stroh wird dort die Szene von der Geburt Jesu in einem Stall gestaltet.
Wie in den meisten anderen katholischen Kirchen, findest du auch in der Bonifatiuskirche Standbilder der Gottesmutter Maria. Gleich drei sind im Kirchenraum verteilt. Eine steht in einem kleinen Seitenraum neben dem Haupteingang. Eine weitere findest du auf Höhe des Taufbeckens in einer kleinen Nische in der Seitenwand. Und auch in der Kapelle ist eine weitere Figur von Maria aufgestellt. Sie ist ein Geschenk unserer Partnergemeinde in Sao Paulo/Brasilien.
Im Nebeneingang an der Eintrachtstraße stehen zwei Standbilder der Apostel Petrus und Paulus, die fast unbeschädigt aus den Trümmern der alten Bonifatiuskirche geborgen wurden. Paulus ist mein Namenspatron, deshalb mag ich dieses Standbild besonders.
Was man nicht sieht
Damit in einer so großen Kirche Gottesdienste in einer würdigen Form gefeiert werden können, damit die Besucher es warm haben und damit sie auch am Abend noch etwas sehen können, sind noch mehr Einrichtungen und Räume erforderlich. Der größte Nebenraum ist die Sakristei. Hier werden die Gewänder für die Priester und für uns Messdiener aufbewahrt. Vor dem Gottesdienst können wir uns dort auch umziehen. Und alles andere, was in einer Kirche gebraucht wird, wird hier in Schränken aufbewahrt: Kerzen und Weihrauchkörner, ungeweihte Hostien und Messwein, Blumenvasen und Noten für den Kirchenchor. Auch viele Schalter für alle Leuchten und Lautsprecher in der Kirche gibt es hier.
Für die Heizung gibt es unter der Kirche einen kleinen Kellerraum, der von außen zugänglich ist. Vielleicht entdeckst du ja sogar den Schornstein, wenn du um die Kirche herumgehst…
Die alte Kirche und die neue Kirche: ein Denkmal
Die Kirche von heute ist nicht die erste Bonifatiuskirche an dieser Stelle. 1910 wurde hier eine Kirche eingeweiht, die so aussah, wie damals eben eine Kirche auszusehen hatte: Mit Türmen und steilem Dach und vielen kleinen, oben abgerundeten Fenstern. Innen war sie deshalb auch viel dunkler als unsere Kirche. So ähnlich hatte man Kirchen schon vor vielen hundert Jahren gebaut und man empfand das immer noch als passend. Diese Kirche wurde aber nur 34 Jahre alt. 1944 und 1945 wurde die Kirche wie auch die umgebenden Gebäude und fast die ganze Innenstadt Dortmunds von Bomben zerstört.
Die Wände der Kirche brachen zusammen, das Dach fiel herunter. Die Kirche war ein großer Trümmerhaufen. Stehen blieben nur wenige Mauern und Reste der Kirchtürme. Die Menschen flohen aus der Stadt, von fast 10.000 Gemeindemitgliedern lebten bei Kriegs-ende nur noch 500 auf dem Gemeindegebiet.
Nach dem Krieg versammelte sich die Gemeinde zunächst in kleineren, notdürftig hergerichteten Räumen. Als dann um die Kirchenruine herum wieder Straßen und Gebäude neu aufgebaut wurden, wollte man auch die Kirche wieder aufbauen. Aber wie sollte sie aussehen? Für die Menschen war nach dem Krieg eine neue Zeit angebrochen, und die Gemeinde überlegte deshalb, die Kirche nicht in der alten Form wieder aufzubauen. Zusammen mit dem damaligen Pfarrer, Pastor März, fand die Gemeinde mit Emil Steffann einen Architekten, der neue Kirchen in bescheidenen, einfachen Formen bauen wollte. Die Steine der alten, zerstörten Kirchen sollten wieder mit vermauert werden. Diese Ideen überzeugten die Bonifatiusgemeinde, und so entstand der Entwurf für die neue Bonifatiuskirche.
1953 wurde mit dem Bau begonnen. Es wurden nicht nur viele Steine der alten Kirche in der neuen Kirchenfassade eingebaut, auch drei der alten Kirchtürme erhielten einen neuen Abschluss und wurden in die Kirche eingebaut. Wenn du dir die Außenmauern der Kirche einmal genau ansiehst, kannst du einige Schmucksteine und kleine Säulen der alten Kirche gut erkennen! Nach weniger als einem Jahr Bauzeit konnte die neue Kirche 1954 eingeweiht werden. Die Anordnung des Altars im Zentrum des Kirchengebäudes war für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich und auch sehr umstritten, erst mehr als 10 Jahre später wurde diese Anordnung für alle Kirchen vorgeschrieben und die Bonifatiuskirche wurde zum wichtigen Vorbild. Die gelungene Architektur von Emil Steffann und die Einrichtung durch weitere bedeutende Künstler führte dazu, dass die neue Bonifatiuskirche als Baudenkmal unter Schutz gestellt wurde.
Zum Schluss
Wenn du das alles gelesen hast, bist du jetzt ziemlich gut informiert. Zu entdecken gibt es bei einer so großen Kirche natürlich noch viel mehr, nicht alles konnte ich in diesem Heft unterbringen. Wenn du noch mehr wissen und sehen möchtest, dann frag doch mal im Pfarrbüro neben der Kirche nach. Es gibt immer mal wieder Führungen durch die Kirche, manchmal auch extra für Kinder. Wenn dir die Kirche gefällt, würde ich mich freuen. Vielleicht sehen wir uns mal beim Gottesdienst?
Mit diesem Plan kannst du in der Kirche vieles finden, was ich beschrieben habe:
Texte über die Bonifatiuskirche
Katholisches Pfarramt St. Bonifatius Dortmund-Mitte (HG): St.Bonifatiuskirche Dortmund Mitte, Dortmund o.J. * St. Bonifatius-Gemeinde (HG): Festschrift zur Feier der Kirchenkonsekration von St. Bonifatius am 29. Mai; 1954 * Dr. Dieter Höltershinken: „Christus ist mitten unter uns“, Das Gemeindeverständnis St. Bonifatius im Spiegel der Pfarrchronik und Pfarrbriefe, Dortmund, 1990 * Michael Riesner in Der Dom Nr. 3/1999: intensives Gemeindeleben in St. Bonifatius, Paderborn, 1999 * Pfarramt St. Bonifatius (HG): Festschrift zur Einwehiung, 6./7. März 1982 – Ein neues Gemeindehaus für St. Bonifatius, Dortmund Mitte, Dortmund, 1982 * Inge Wolf in DAM Jahrbuch – Architektur in Deutschland 2003: Sakrale Orte: Kirchenbauten von Emil Steffann, München und Frankfurt 2003 * Dr. Bernward Hallermann: Unsere Bonifatiuskirche – Predigt anlässlich der Grundsteinlegung vor 50 Jahren am 13.09.1935, Dortmund 2003 * Dr. Dieter Höltershinken in „Die Katholische Kirche in Dortmund“: Pfarrei St. Bonifatius, Dortmund, 2006 * Pfarrgemeinderat der St. Bonifatius-Gemeinde (HG): 1910 – Unsere Kirche: St. Bonifatius – 2010, Dortmund, 2010
Bilder in diesem Text
Das Foto vom Dornbusch hat Andrea Hesse gemacht, das Bild der Kirche von 1910 ist aus dem Gemeindearchiv.
Die anderen Fotos und Grafiken sind von Rudolf Möller.
Download der PDF-Version: Kinderkirchenführer